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Der Kern des Rechtsextremismus ist die Ideologie von der Ungleichwertigkeit der Menschen. Der Kern des christlichen Glaubens ist die Überzeugung vom Gottesebenbild, also der Menschenwürde eines jeden Menschen.
Insofern verteidigen Christinnen und Christen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, auch ihren Glauben.
In Dortmund hat sich schon vor langer Zeit eine Gruppe gebildet, die mit gezielten Provokationen den Staat und die Bürgerschaft herausfordert. Eine Gruppe, die offen antisemitisch ist, mit klaren Rückbezügen auf den Nationalsozialismus.
Gewalt ist bei ihr Mittel der Politik. Deshalb mussten wir als Zivilgesellschaft handeln. Denken Sie an die Menschen mit Migrationshintergrund, an die jüdischen Menschen– die durften wir mit der Bedrohung nicht alleine lassen.
Vor 24 Jahren haben wir als Kirche eine Veranstaltung der Stadt unterstützt, den „Aufstand der Anständigen“. Anschließend bildeten wir für einige Jahre mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ein Demobündnis: Wenn die Nazis eine Versammlung anmeldeten, organisierten wir die Gegendemo.
2005 wurde uns klar, dass wir noch mehr machen müssen, weil sich die Szene in Dortmund festsetzte.
Also gründeten wir als Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Fachhochschule und Jugendring den Arbeitskreis „Dortmund gegen Rechtsextremismus“, dessen Co-Sprecher ich bis heute bin.
2012 haben wir dann innerhalb der Evangelischen Kirche auch noch die Gruppe „Christinnen und Christen gegen Rechtsextremismus“ ins Leben gerufen.
In den ersten Jahren waren wir noch einsame Rufer in der Wüste. Dann überfielen Nazis die DGB-Demo am 1. Mai 2009 und vielen Menschen in der Stadt ging die Augen auf.
Im Dezember 2016 besetzen die Nazis dann den Turm der Reinoldikirche, grölten ihre Parolen und ließen Banner herunterwehen. Die Pfarrerin der Kirche ließ daraufhin oben auf dem Turm die Glocken läuten.
Vor ungefähr zehn Jahren entstand, was wir heute das „Dortmunder Wirkungsdreieck“ nennen: Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt, der Polizei und den zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Dies war entscheidend dafür, dass wir die Naziszene eingedämmt haben. Der damalige Anführer der Nazis verließ 2020 entnervt die Stadt und erklärte, die westdeutschen Großstädte seien für seine braune Bewegung verloren. Wir haben gezeigt, dass die Rechten hier niemals willkommen sind.
Unser kirchlicher Arbeitskreis hat schon 2016 gesagt: Es reicht nicht mehr, sich nur mit den Nazis zu beschäftigen. Wir müssen auch den Rechtspopulismus thematisieren.
Deshalb haben wir schon damals eine Stellungnahme gegen die AfD veröffentlicht. Wir haben nachgewiesen, dass die AfD eine völkisch-nationalistische Partei ist, die diese Demokratie rundweg ablehnt.
Im Januar, nach dieser Wannsee-Konferenz 2.0, protestierten in Dortmund 30.000 Menschen gegen Rechtsextremismus. Die größte Versammlung, seit ich 1990 hierhin gezogen bin. Das wärmt mir das Herz, das ist Wind unter unsere Flügel.
Aber dabei darf es nicht bleiben: Die Proteste müssen sich jetzt auch im Alltags bewähren. Wir müssen widersprechen, wenn jemand einen rassistischen Spruch raushaut, wir müssen unsere Netzwerke stärken und ausbauen.
Ich sehe auch die demokratischen Parteien in der Verantwortung. Sie müssen mehr als bisher mit den Bürgerinnen und Bürgern reden und offensiv unsere parlamentarische Demokratie erklären.
Anders als früher reicht es nicht mehr, gegen etwas zu sein. Wir müssen unsere Demokratie jetzt aktiv verteidigen. Eine Demokratie ohne Demokraten und Demokratinnen wird keine Zukunft haben.“