Denn natürlich wissen eigentlich alle, dass das irgendwie nicht okay ist, für zwei Wochen nach Bali zu fliegen. Aber WIE sehr es nicht okay ist, will keiner genau wissen. Und ich sage es auch nicht.

  • rumschlumpel@feddit.de
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    8 months ago

    Machts wie ich - wer arm ist, kommt gar nicht erst in Versuchung!

    Flugreisen sind ein schwieriges Thema mMn. Kreuzfahrten und der klassische “ich liege zwei Wochen am Strand rum”-Ferntourismus müssen wirklich nicht sein, aber Reisen kann ja auch bilden, und das will man den Leuten ja nun wirklich nicht verbieten - aber die Klimabilanz ist so schlecht, dass man es eigentlich doch will.

    • Denke hier ist auch wieder die Frage nach der Quali- und Quantität.

      Wenn man z.B. für ein Auslandssemester oder Jahr zwei Langstreckenflüge gemacht hat, finde ich das durchaus effizient. Wenn es nur darum geht für zwei Wochen am Strand zu liegen, was man genausogut am Mittelmeer oder der Ostsee machen kann, dann finde ich es schwierig zu rechtfertigen.

      Andererseits bin ich z.B. zwischen 2013 und 2022 nicht einmal geflogen und war dieses Jahr zum ersten mal außerhalb Europas im Urlaub. Wenn ich nächstes Jahr wieder so eine Reise finanzieren kann, werde ich kein schlechtes Gewissen haben, das ich dann die 2. Flugreise in 11 Jahren gemacht haben könnte.

      Ich finde hier könnte man prima “den Markt” regeln lassen. Jeder Bürger bekommt ein CO2 Budget zugeteilt, und beim Erwerb von Produkten und Dienstleistungen muss man auch mit dem Budget zahlen. Wer dann meint er braucht unbedingt 5 Flugreisen im Jahr, oder muss jedes Wochenende von Stuttgart nach Hamburg jetten, muss dann eben Budget zum Marktpreis von den Leuten zukaufen, die nicht fliegen wollen. Und wem es eben wichtig ist 100 Kilo Fleisch im Jahr zu essen, der kann dann nicht fliegen, oder muss auch für das Billo-Fleisch noch CO2-Budget zukaufen.

      • rumschlumpel@feddit.de
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        8 months ago

        Warum eigentlich kaufen? Wäre zwar ein Fortschritt zur aktuellen Situation (und Leute wie ich würden davon sehr stark profitieren), aber am Ende läuft es wieder darauf hinaus, dass man sich von den Sünden freikauft. Was rechtfertigt es, dass Reiche mehr CO2 verbrauchen dürfen als Arme?

        • Weil so ein positiver Anreiz geschaffen wird, um Emissionen zu verringern, was gerade gegen die Propaganda von rechts, die behauptet Klimaschutz sei auf Kosten der Armen Menschen (natürlich ohne dabei das Verhalten der Vermögenden zu kritisieren).

          Wenn mehr Klimaschutz bedeutet, dass jemand am Ende des Jahres mehr Geld hat, weil er überschüssiges Budget verkaufen konnte, schafft das eher Unterstützung, als wenn mit dem Budget ausschließlich begrenzt wird.

          Insofern ist es dann auch nicht mehr so krass ungerecht, dass Reiche mehr emittieren, weil sie dafür tatsächlich einen Ausgleich bieten müssen. Und die Höhe des Ausgleichs ist verhandelbar. Niemand ist gezwungen seine Zertifikate zu verkaufen. Man könnte sie genausogut verfallen lassen, wenn einem dafür kein attraktiver Preis geboten werden kann.

          Wenn es dagegen nur ein absolutes Budget gibt, das für alle fix ist, haben wir wieder die Heizungsdebatte. Wir haben wieder die Debatte, dass man auf dem Land ja nicht ohne Auto leben kann, und so weiter, und die Scharfmacher bei AFD, FDP, CDU/CSU und FW reiben sich schon in Vorfreude die Hände.

          Wenn man das eigene Budget handeln könnte, hätte man auch mehr Kontrolle. Dann ist man nicht sofort dagegen, weil man auf dem Land ja keinen ÖPNV bekommt und der selbst dann erst wieder aufgebaut werden müsste, sondern man kann sich konkret überlegen, wieviel einem die Mobilität mit dem Verbrenner KFZ Wert ist. Dann ist auch nicht mehr nur das Thema, dass eine neue Gasheizung 10.000 und eine Wärmepumpe 30.000 kostet, und man den Return erst abstrakt in 15 Jahren hat, vorausgesetzt die Preise entwickeln sich in eine bestimmte Richtung. Man kann schon im ersten Jahr konkret sehen, wieviel Geld man über hat, weil man z.B. 3 Tonnen CO2 gespart hat.

          • occhineri@feddit.de
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            8 months ago

            Der Gedanke ist eigentlich sehr gut, aber reiche Leute sind auch davon abhängig, dass Arme für sie Essen anbauen und zubereiten und trotzdem funktioniert das nicht als Druckmittel. Wie soll das erst bei etwas funktionieren, dass man nicht mal zum Überleben braucht?

        • Arbic@feddit.de
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          8 months ago

          Moralisch rechtfertigt das tatsächlich gar nichts. Es sorgt nur in absoluten Zahlen dafür, dass die Emissionen runter gehen (wenn das Budget ordentlich gewählt ist und auch in Zukunft schrumpft). Ärmere Menschen können sich den großen Konsum eh nicht leisten, aber so haben sie wenigstens was von ihrem Verzicht. Ich zähle jetzt selbst auch nicht zu den ärmsten Menschen und lebe aus moralischen Gründen vegan, kein Auto und keine Flugreisen. Aber meine Schwabenmentalität würde sich schon freuen für diesen Lebenswandel auch noch belohnt zu werden (und nicht doof angepampt zu werden).

        • neolazy@feddit.de
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          8 months ago

          Warum denn nicht? Geld ist wie wir in unserer Gesellschaft knappe Ressourcen verteilen

      • occhineri@feddit.de
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        8 months ago

        Denke hier ist auch wieder die Frage nach der Quali- und Quantität.

        Dies. Die meisten Menschen leben in einem irrwitzigen Teufelskreis aus Arbeit und Konsum. Für Leben mit Qualität bleibt da kein Platz. Ich denke, je mehr Menschen aus diesem Hamsterrad herausfinden, desto weniger sind solche Kurzschlussreaktionen wie zwei Wochen Strand in Bali ein Thema. Ich bin da tatsächlich zuversichtlich, da es immer mehr Leute gibt, die sich solche Gedanken machen und die auch andere damit anstecken können. Mein Tipp für ein erfülltes Leben: Hört Schritt für Schritt auf für Geld zu arbeiten und geniesst eure Zeit mit einem für euch stimmenden materiellen Minimum.

      • BerührtGras@feddit.de
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        8 months ago

        Aber gibt es dieses CO2 Budget nicht schon? So dumm es klingt, aber du hast einen CO2 Fußabdruck und man sollte doch nichyt mehr als 2 Tonnen verbrauchen. Da ist dann halt auch kein Flug drin. Und der Punkt an der ganzen Debatte um Nachhaltigkeit ist doch, das sich da niemand rauskaufen kann. Die Gesellschafft wird nicht klimaneutral, wenn 1% ihre Flüge und Fleisch kompensieren. Jeder muss das machen. Nur, dass dem Großteil der Bevölkerung es egal ist wenn sie nicht andauernd durch die Gegend fliegen kann. Den Quandts gefällt das aber wahrscheinlich nicht.

      • Anekdoteles@feddit.de
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        8 months ago

        Wenn man z.B. für ein Auslandssemester oder Jahr zwei Langstreckenflüge gemacht hat, finde ich das durchaus effizient.

        Schon ein bisschen Augenwischerei, denn es ist für die Klimabilanz egal, ob ich ein halbes Jahr in Bali bleibe oder ein Wochenende.

        • wenn man ein halbes Jahr da bleibt, reist man inder Zwischenzeit nicht woanders hin. Wenn man im Winter reist heizt man nicht in Deutschland usw.

          Unabhängig davon bleibt für die Gerechtigkeitsfrage, wieviel Nutzen individuell und gesellschaftlich daraus gezogen wird, dass jemand emittiert, denn niemand emittiert nichts. Und da ist der persönliche und gesellschaftliche Nutzen einer langen Reise in der Regel höher als der einer kurzen Reise.

          Klar, wenn man dann statt zwei Wochen ein halbes Jahr am Strand liegt ist auch nichts gewonnen, aber längere Auslandsreisen sind in der Regel kulturell wertvoller als kurze.

    • AggressivelyPassive@feddit.de
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      8 months ago

      Es wurde schon viel bringen, den ganzen Businessflug Wahnsinn zu beenden. Ich konnte meinen Chef überreden, Zug zu fahren, aber bis dahin sind wir regelmäßig vollkommen unnötig innerdeutsch geflogen. Die Maschinen waren immer gut gefüllt mit Businesskaspern, die auch einfach hätten Zug fahren können.

      • Lemonyoda@feddit.de
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        8 months ago

        Wasser predigen und Wein trinken? Rules for thee but Not for me?

        Das hat mich bei reddit schon gestört.

        Sei konsequent: entweder ist fliegen Scheisse, dann lasst es bleiben und geht mit Beispiel voran, oder es ist halt doch irgendwie OK (weil man selbst gerne auf Bali oder in Kenia verbringt). Dann hat man aber die Klappe zu halten oder zumindest ein “wäre schön wenn alle, aber ich mach es ja auch nicht, haha” sagt.

        Businesskasper (aka alle Besserverdienenden Angestellten) zu bashen, weil man selbst Ultraprivilegiert lebt ist armselig. Die wenigsten haben Bock auf Geschäftsreisen. Erst Recht nicht mit dem Zug (Zeitfaktor).

        Generell ein linkes Problem. Lieber weiter splittern und moralisieren, so dass der Block CDU/AFD schön weiterhin bei >>50% bleibt. Der baut nämlich rethorisch fleißig Brücken zwischen den Extremen.

        • AggressivelyPassive@feddit.de
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          8 months ago

          Vielleicht solltest du meinen Post auch einfach mal lesen und nicht deinen Frust in die Kommentarspalten scheißen.

          Das hat mich bei reddit schon gestört. Dumme Menschen, die vollkommen unfähig sind, mehr als ihre eigenen Triggerworte zu lesen und dann auf Dinge zu reagieren, die nicht existieren.

    • Anekdoteles@feddit.de
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      8 months ago

      Das Probem sind nicht Fernreisen per se, sondern dass die Mischung aus reaktionären Praktiken in der Arbeitswelt und der Kluft zwischen Arbeit und Kapital das Flugzeug zum einzigen Transportmittel macht, mit dem man überhaupt eine Fernreise erleben kann.

    • BerührtGras@feddit.de
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      8 months ago

      Ja ne geht nicht mehr. Ich glaub über die “man darf den Leute das nicht verbieten” Phase sind wir so langsam hinüber.

  • olizet@lemmy.works
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    8 months ago

    Ich hatte auch mal eine Kreuzfahrt gemacht und die Sache durchgerechnet. 3,5 l/100 km pro Nase plus Abgaswäsche fand ich okay. Aber im Nachhinein war’s halt unnötig, wenn auch schön.

    Da ich das meiste zu Fuß erledige, ist mein CO2-Abdruck doch gering genug, daß ich mir das erlauben kann. Oder? ODER?

    Spielt tatsächlich keine Rolle. Ist eine Ausnahme. Die 10 000 iPhones, die jede Woche im Container ankommen sind es schon eher. Konsum scheint mir das Problem zu sein. Alle zwei Jahre ein neues Smartphone. Billigfleisch vom Discounter. Ein E-Auto (schnell noch die Förderung abgreifen) bei einer Jahresfahrleistung von 5tkm (da scheint mir mein 20 Jahre alter Kleinwagen mehr CO2 einzusparen). Fast Fashion aus Bangladesh.

    • Tvkan@feddit.de
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      8 months ago

      3,5 l/100 km pro Nase plus Abgaswäsche fand ich okay.

      Klar, wenn man statt dem Hurtigruten-Törn sonst die gleiche Strecke mit dem Auto gefahren wäre mag das eine sinnvolle Angabe sein.

      Aber in den meisten Fällen wird das ne Milchmädchenrechnung sein, wie beim Fliegen auch. Auf die Strecke gerechnet mag das vertretbar sein, aber ohne Kreuzfahrtschiff/Flugzeug wäre man ja gar nicht erst tausende Kilometer durch die Gegend getingelt. Relevant ist der absolute Wert.

    • 768@sh.itjust.works
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      8 months ago

      Da ich das meiste zu Fuß erledige, ist mein CO2-Abdruck doch gering genug, daß ich mir das erlauben kann. Oder? ODER?

      Nein. So funktioniert Klima nicht. Grünwasche dich nicht. Langfristig darfst du so gut wie gar ken Abdruck haben, individuell als auch gemeinschaftlich.